Willkommen auf meiner Senfseite! Diese Seite ist eine Art Blog, sie dient mir dazu, zu verschiedenen aktuellen oder anderen Dingen meinen Senf zu geben. Alles, was hier zu finden ist, ist rein subjektiv.
Die Griechen haben gewählt - und sich für den Sparkurs und die Beibehaltung des Euro entschieden, was viele Seufzer der Erleichterung ausgelöst hat. Aber noch ist die Kuh nicht vom Eis. Sparen allein hilft nicht, denn die griechische Volkswirtschaft steckt in einer Krise und könnte gänzlich kaputtgespart werden. Jetzt müssen die wirtschaftlich stärkeren Euroländer den Griechen unter die Arme greifen - Griechenland braucht Investitionen. Zugleich müssen die Griechen ihre Hausaufgaben machen, die Korruption bekämpfen und Steueraußenstände eintreiben.
Zweites Thema. Ein Gespenst geht um in Deutschland, es nennt sich Piratenpartei. Was ist das für ein Haufen? Nun, es ist in der Tat ein Haufen - von Chaoten. Eine klare Position haben sie eigentlich nur in der Urheberrechtsfrage: kostenlose Weitergabe von Kopien soll legal werden. Das ist eine alte "Regel", die schon in den 80er Jahren in der Heimcomputerszene galt: man traf sich regelmäßig, um "Neuerwerbungen" zu kopieren. Das galt als Kavaliersdelikt, nur der Handel mit Kopien gegen Geld oder Sachwerte galt als "unehrenhaft". Aber wenn die Piraten das durchbrächten, bräche fast die ganze Kulturökonomie zusammen. Es würden keine Bücher mehr gedruckt, keine Musik mehr aufgenommen, keine Filme mehr gedreht und - besonders schmerzhaft für die Nerds von der Piratenpartei - keine Computerspiele mehr programmiert, weil niemand mehr damit Geld verdienen könnte. Natürlich haben die Piraten auch andere Themen. Aber da klauen sie hemmungslos, und zwar oft von den schlechtesten Quellen, vor allem von der Linkspartei - und von der NPD. Da faseln außenpolitische Sprecher von Verschwörungstheorien zum 11. September, lehnen die Übernahme jeder internationalen Verantwortung ab, äußern Sympathien für das syrische Terrorregime und dergleichen mehr. Überhaupt wird bei den Piraten gern der Bock zum Gärtner gemacht, gilt Zoophilie als Qualifikation für das Tierschutzressort, und immer wieder müssen Funktionsträger wegen unhaltbarer Äußerungen, etwa über die NSDAP, zurücktreten. Nein, mit dieser Partei ist kein Staat zu machen. In den Landtagen, in denen sie vertreten sind, zeigen die Piraten im politischen Alltag, dass sie es nicht drauf haben. In den Meinungsumfragen bauen sie wieder ab, und hoffentlich ist dieser Keks bald gegessen.
Zu guter Letzt will ich noch zu einer ganz anderen Sache senfen. Es geht um ein Hobby, von dem ich mich verabschiedet habe: Fantasy-Rollenspiele. Seit über zehn Jahren habe ich versucht, eine Rollenspielrunde zu finden, in der ich meine Vorstellungen von gutem Rollenspiel realisieren könnte, und sie nie gefunden. Mit jeder Runde erlebte ich denselben Misserfolg. Unsympathische Typen und gewaltlastige Szenarien veranlassten mich jedes Mal, spätestens nach der dritten oder vierten Sitzung auszusteigen. Als mir das letzten Samstag erneut passierte, ging ich in mich, und erkannte, dass ich da was völlig falsch verstanden hatte, die ganze Zeit lang. Es geht im Rollenspiel eben nicht darum, eine fiktive Welt mit Leben zu erfüllen und eine interessante Story zu entwickeln. Es geht nur um Macht- und Gewaltphantasien. Alle Abenteuer laufen nach demselben Prinzip ab: ein Problem tritt auf - eine Jungfrau wird entführt, ein Dorf niedergebrannt, eine Postkutsche wird überfallen oder ähnliches - und es geht darum, die Schuldigen zu finden und zu töten. Eine gewaltfreie Lösung gibt es grundsätzlich nicht, der Feind muss vernichtet werden. (In den 90er Jahren gab es mal Versuche, das anders zu machen, aber sie setzten sich in der Szene nicht durch.) Hier ziehen sich frustrierte Zeitgenossen in eine einfacher strukturierte Welt zurück, in der Gewalt als Lösung aller Probleme tatsächlich funktioniert, und in der sie in der Rolle starker Krieger oder mächtiger Zauberer den Alltagsfrust vergessen können. Für mich ist das nichts.
Habemus praesidentem! Gauck ist der Mann. Das ist eigentlich eine Blamage für Merkel. Schließlich hätte man ihn schon nach dem Rücktritt Köhlers wählen können und hätte den Ärger mit Wulff gespart. Aber so ist das nun mal.
Währenddessen bereitet die griechische Wirtschafts- und Haushaltskrise den Machern in Europa Sorgen. Ein Staatsbankrott wäre eine Gefahr für den Euro, ein Rauswurf Griechenlands aus der Eurozone, wie von manchen Rechtspopulisten gefordert, ebensowenig eine Option wie eine Zwangsverwaltung des Mittelmeerlandes. Es besteht aber die Gefahr, dass Griechenland sich zu Tode spart. Was das Land jetzt braucht, sind Investitionen. Die kann es aber nicht alleine schultern, sondern braucht die Hilfe der reicheren EU-Staaten.
Aber die Griechenlandkrise verblasst angesichts der Kriegsgefahr, die sich am Persischen Golf zusammenbraut. Ein nuklear bewaffnetes Mullah-Regime wäre ein Alptraum, aber ein Krieg wäre eine Katastrophe. Er würde einen Flächenbrand in der gesamten Nahostregion auslösen, und selbst eine Eskalation zu einem Weltkrieg wäre angesichts der Haltung Russlands und Chinas, die den mit dem Iran verbündeten syrischen Diktator Assad stützen und die unter keinen Umständen ein Einschreiten der USA dulden würden, nicht völlig auszuschließen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Zumindest US-Präsident Obama und seine europäischen Verbündeten wollen ganz bestimmt keinen Krieg, und das könnte uns retten.
Die Grünen sind in diesem Lande im Höhenflug. Manche Umfragen sehen sie sogar schon vor der SPD, andere nur knapp dahinter. Warum sind sie so erfolgreich? Wahrscheinlich liegt es nicht zuletzt daran, dass die anderen Parteien so enttäuschend sind. Vor allem in der Frage der Energiewende, die immer mehr Menschen in diesem Lande auf den Nägeln brennt, haben alle anderen Parteien ihre Probleme, aber nicht nur dort. Die halbherzige Wende der CDU/CSU in der Energiefrage, die der Wirtschaftsflügel schon wieder zurücknehmen will, wirkt eher wie ein hektisch ausgeworfener Notanker als wie ein glaubwürdiger Kurswechsel. Teile der SPD wollen den Atomteufel immer noch mit dem Kohlebeelzebub austreiben, und die Partei leidet immer noch an den Folgen des Profilverlustes unter Schröder. Die FDP ist ein Wrack, das zwischen Neoliberalismus und Rechtspopulismus dahindümpelt, und die Linke bietet nur radikale Rhetorik, aber keine Antworten auf die Fragen der Menschen. Die Grünen hingegen können punkten, vor allem mit einem konsequenten Kurs in der Frage der Energiewende. Und mittlerweile hat es ja fast jeder kapiert: entweder wir betreiben einen Umstieg auf 100% erneuerbare Energien, oder es gehen im wahrsten Sinne des Wortes die Lichter aus, von den Problemen mit dem Klima und dem Atommüll ganz zu schweigen. Gelingt die Energiewende nicht, verblassen alle unsere gegenwärtigen Sorgen um Arbeitslosigkeit, marode Schulen und Staatsverschuldung angesichts des völligen Zusammenbruchs von Wirtschaft und Gesellschaft, der ohne die erneuerbaren Energien absolut gewiss wäre.
Noch ein anderes Thema treibt mich in diesen Tagen um: die Tötung Osama bin Ladens. Der meistgesuchte Terrorist aller Zeiten ist Vergangenheit. Aber ist das gut so? Ich denke nicht. Durch seinen "Heldentod" ist bin Laden zu einer Märtyrerfigur geworden. Hätten die USA rechtsstaatlich gehandelt und ihn verhaftet und vor Gericht gestellt, wäre dieser Effekt zu vermeiden gewesen. Aber in den USA ist man von europäischen Rechtsstaatsvorstellungen noch weit entfernt. Dort wird selbst von "progressiven" Politikern wie Obama immer noch in Kategorien von Rache statt von Gerechtigkeit gedacht. Dazu passt ein Freiheitsbegriff, der mit den Worten "Leben und sterben lassen" umschrieben werden kann, und soziale Probleme zur Privatsache der Betroffenen erklärt. Bush jr. versuchte mit dem "Krieg gegen den Terror" von den Problemen seines Landes abzulenken; sein Nachfolger ließ alle Hoffnungen auf eine nachhaltige Korrektur des Irrsinns der Bush-Diktatur platzen. Es hat sich enttäuschend wenig verändert im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten", das schon lange nur noch ein Land der unbegrenzten Arroganz ist.
Nach einem halben Jahr gibt es hier endlich wieder was Neues zu lesen, und diesmal geht es um Krieg. Den Krieg in Libyen nämlich. Ich war noch nie ein Freund des Krieges, und bin es auch jetzt ganz bestimmt nicht. Aber manchmal ist eine militärische Intervention doch das kleinere Übel im Vergleich zu der Tragödie, die sich abspielen würde, wenn man nichts unternimmt. So auch in Libyen.
Es besteht aber die Gefahr, dass sich die Dinge in Libyen ähnlich entwickeln wie in Afghanistan und im Irak. Ein Schurkenregime abzuservieren ist eben kein großes Problem, wenn man über eine haushoch überlegene Streitmacht verfügt. Eine stabile demokratische Ordnung dort zu etablieren, wo es keine einheimische demokratische Tradition gibt, ist aber sehr viel schwieriger und mit militärischen Mitteln allein völlig unmöglich. Deutschland 1945 war eben ein ganz anderer Fall: dort gab es eine einheimische demokratische Tradition, die von den Nazis lediglich zwölf Jahre lang unterdrückt worden war - aber es hatten genug demokratische Politiker und Verwaltungsfachleute den Terror überlebt, um eine neue Demokratie aufzubauen. Eine solche Tradition gibt es in Libyen ebensowenig wie in Afghanistan oder im Irak.
Besser sind die Aussichten auf eine stabile demokratische Entwicklung in Ägypten und Tunesien, wo die Revolutionen größtenteils friedlich und ohne ausländische Intervention vonstatten gingen. Aber auch hier ist die Messe noch nicht gesungen.
Das Flowstate-Projekt ist tot. Ich musste mir eingestehen, dass ich einfach nicht über die Ressourcen verfüge, ein monatliches Web-Magazin zu Fragen eines nachhaltigen Lebens herauszugeben. Ich habe die Dimensionen eines solchen Projekts völlig unterschätzt. Vergleichbare "kleine" Web-Magazine werden von Stäben von 10-20 hauptamtlichen Mitarbeitern betrieben, und ich hätte mir nie den Sachverstand anlesen können, den ich für ein solches Magazin benötigt hätte. Um kompetent und seriös über diese Themen berichten zu können, hätte ich auf Fachleute zurückgreifen müssen, und die kosten nun mal sehr viel Geld. Auch führten Versuche, ein Forum und ein Wiki einzurichten, nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen; die konnte ich nur von professionellen Lösungen erwarten, deren Kosten mein Einkommen bei weitem überstiegen hätten. Am Ende wäre nichts als eine aufgeblasene Version dieser Senfseite herausgekommen, und das wollte ich nicht. Ich habe diese Entscheidung schweren Herzens gefällt, aber ich musste diesen Schritt tun. Der Themenkomplex "Nachhaltiges Leben" wird mir wichtig bleiben, aber ich muss andere Wege finden, mich damit auseinanderzusetzen.
Im Golf von Mexiko sprudelt weiter das Öl - und kein Ende in Sicht. Stattdessen droht die Gefahr, dass der Ölteppich in den Golfstrom gerät und sich über den ganzen Atlantik bis nach Europa ausbreitet. Schon jetzt kann man sagen, dass Deepwater Horizon das Tschernobyl der Erdölwirtschaft darstellt. Niemand kann uns garantieren, dass Ähnliches nicht beispielsweise in der Nordsee geschieht. Die Katastrophe zeigt, dass die fossile Energiewirtschaft Großrisiken beinhaltet, die kaum geringer sind als diejenigen der Atomwirtschaft. Dagegen sind ähnliche Katastrophen mit den meisten erneuerbaren Energien kaum denkbar. Das ist noch ein Grund mehr, endlich die Energiewende zu forcieren.
Heute vor 65 Jahren kapitulierte das "Dritte Reich". Ein Alptraum ging zu Ende. Es gibt aber in diesem Land immer noch Leute, die sagen, "Wir haben den Krieg verloren". Wir? Identifizieren sich diese Leute mit Hitler und den Nazis? Ich bin der Meinung: jeder, der für Frieden, Freiheit und Vökerverständigung ist, kann sagen, "Wir haben den Krieg gewonnen". Denn die Niederlage der Nazis machte den Aufbau eines freien und friedlichen geeinten Europa erst möglich. Aber leider ist die Denkweise der Nazis immer noch nicht ganz ausgestorben. Es gibt immer noch Menschen in diesem Land und anderswo, die an die Überlegenheit der "weißen Rasse" oder an ähnlichen Unsinn glauben. Diesem Unsinn gilt es nach wie vor, entgegenzutreten. Der 8. Mai ist ein Tag der Freude über die wiedererlangte Freiheit Europas, aber auch ein Tag der Mahnung, so etwas wie das "Dritte Reich" nie wieder möglich werden zu lassen.
No, we can't! - das scheint das unausgesprochene Motto der Kopenhagener Klimakonferenz zu sein. Die Mammutveranstaltung ging gestern ohne konkretes und verbindliches Ergebnis zu Ende. Die beiden größten Verschmutzer - die USA und China - schoben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu, aber auch die EU hat sich nicht mit Ruhm bekleckert.
Aber das ist nicht das Ende. Auch wenn der Verhandlungsmarathon zu nichts führte, bleibt es niemandem ungenommen, etwas zum Schutz des Weltklimas zu tun. Weniger fliegen, weniger Auto fahren, weniger Fleisch essen, Energie sparen, Bioprodukte aus der Region kaufen, Ökostrom beziehen, Solarzellen aufs Dach: Yes, we can! - auch wenn die Großkopferten ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben.
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten, und ein gesundes, klimafreundliches neues Jahr!
Das Volk hat gesprochen. Gestern wurde der neue Bundestag gewählt. Die großen Parteien haben verloren, die kleinen zugelegt. Das Zeitalter der 40-Prozent-Parteien geht offenbar zu Ende.
Schwarz-Gelb hat die Mehrheit und wird regieren. Von einer solchen Koalition ist leider in Sachen Zukunftsfähigkeit nicht viel zu erwarten. Stattdessen wird es wohl Steuergeschenke für die Reichen, Einschnitte ins soziale Netz, noch mehr Kapitalismus, einen Versuch, den Atomausstieg rückgängig zu machen, eine generelle Verschleppung der dringend erforderlichen Wende zur Nachhaltigkeit geben. Mit anderen Worten: vier verlorene Jahre, es sei denn, die Opposition innerhalb und außerhalb des Parlaments macht der Regierung "Feuer unter dem Hintern". Aber ehrlich gesagt: so viel besser wäre eine Fortsetzung der Großen Koalition auch nicht gewesen.
So kann sich die SPD in der Opposition wahrscheinlich besser erneuern. Ihr Debakel ist hausgemacht - unter Schröder und in der Großen Koalition hat sie an sozialdemokratischem Profil und damit an Wählern verloren. Jetzt ist die Schröderowschtschina bankrott. Ein Neuanfang tut not, soll es wenigstens 2013 mit dem Politikwechsel klappen. Aber letzten Endes kommt es nicht in erster Linie darauf an, welche Parteien die Regierung stellen, sondern welche Politik gemacht wird.
Die Bundestagswahl rückt näher - Zeit, über die Zukunft unseres Landes nachzudenken. Hinter uns liegen vier Jahre Gewurschtel in einer sich selbst blockierenden Großen Koalition, die der politischen Farbenlehre eine (gar nicht so) neue Variante hinzugefügt hat: Schwarz und Rot zusammen ergibt Farblos.
Dabei hat Deutschland wie die ganze Welt mit einer schweren Wirtschaftskrise zu käpfen, und es macht sich eine weit reichende Perspektivlosigkeit breit. Immer deutlicher wird, dass der Krise mit Bank-Bailouts und Abwrackprämien nicht beizukommen ist. Vielmehr muss die Krise als Chance begriffen werden, etwas zu verändern und die Gesellschaft zu erneuern. Ein "Weiter so" verbietet sich jetzt. Was wir brauchen ist ein "Green New Deal", eine Wende zur Nachhaltigkeit, eine ökologisch-soziale Erneuerung. Diese schafft Arbeitsplätze und kurbelt die Konjunktur an - denn es gibt viel zu tun. Eine neue Energieversorgung muss aufgebaut, unzählige alte Gebäaude und Anlangen, Maschinen und Geräte erneuert oder modernisiert werden. Es ist eine Aufgabe, die eine enorme Kraftanstrengung erfordert - aber sie ist zu schaffen, und schafft nachhaltigen Wohlstand.
Also, streichen Sie den 27. September in Ihrem Kalender dick an und gehen Sie wählen! Wer nicht zur Wahl geht, darf sich hinterher nicht beklagen, dass "die Falschen" an der Macht sind!
Barack Obama wird bald Präsident der USA sein. Nach dem (vom stern so genannten) "Ruinator" George W. Bush kann es eigentlich nur besser werden, und Obama hat ja von der Schließung des Lagers Guantánamo bis zu Investitionen in erneuerbare Energien so einiges versprochen. Aber die Herausforderungen, vor denen er steht, sind gigantisch. Die USA sind praktisch bankrott und stehen vor einem diplomatischen Scherbenhaufen. Wie viel wird Obama wirklich verbessern können?
Aber nicht nur die nächste Regierung der USA steht vor gewaltigen Problemen. Die Krise hat die ganze Welt erfasst. Und sie ist eine Krise unser gesamten Lebensweise. Jahrzehntelang haben vor allem die wohlhabenden Länder der Welt von billigen fossilen Brennstoffen, insbesondere vom billigen Erdöl profitiert - damit geht es jetzt zu Ende. Da liegt der Kern der jetzigen Wirtschaftskrise. (Ja, die US-Immobilienkrise, die weltweit Banken in den Abgrund zog, hängt mit der Ölkrise zusammen. Die Preise für Vorstadthäuser purzelten, weil viele US-Bürger aus den Vorstädten weg und näher zu den Stadtzentren zogen, um Benzinkosten einzusparen.) Jetzt wird immer deutlicher: die Party ist vorbei, so weiter wie bisher geht es nicht mehr.
Doch wie heißt es so schön: in jeder Krise liegt auch eine Chance. Wenn es nicht mehr so weitergeht wie bisher, werden neue Wege gesucht, können sich Ideen Bahn brechen, die bis dahin blockiert waren, weil alles in Ordnung schien und kein Bedarf für einen Kurswechsel vorhanden war. In den nächsten Jahren könnte sie gelingen - die Wende zur Nachhaltigkeit, der Aufbruch in das Solarzeitalter.
Immer mehr Menschen in dieser Welt glauben, dass es uns gelingen kann, die Krise zu überwinden und eine neue Lebens- und Wirtschaftsweise zu entwickeln, die der ganzen Menschheit dauerhaft Wohlstand und Lebensqualität verschafft. Ich selbst will ein Teil davon sein. Darum arbeite ich an Flowstate, dem Magazin für Lebenskunst und Zukunftskultur, das mit monatlich wechselnden Themenschwerpunkten verschiedene Aspekte nachhaltigen, qualitätvollen Lebens beleuchten und beispielhafte Projekte und Lösungsansätze vorstellen wird - von der globalen bis zur individuellen Ebene. Wo ein Wille ist, ist ein Weg, lautet das Sprichwort, oder umgekehrt: wo kein Wille ist, tut sich auch kein Weg auf. Wir können es schaffen - wenn wir nur wollen! Mitstreiter sind willkommen!
Heute will ich einen kleinen Gedanken loswerden, der schon seit ein paar Wochen in meinem Kopf kreist.
Am Pfingstmontag habe ich mit einem Freund eine Fahrradrtour unternommen. Weil Mühlentag war und mehrere historische Mühlen besichtigt werden konnten, haben wir zwei davon - eine Windmühle und eine Wassermühle - besucht. Da gab es schöne alte Technik zu sehen. Alte Technik, bei der man noch sieht, wie sie funktioniert, ist faszinierend. Heutzutage ist ja fast alles in einem Gehäuse verborgen, und selbst wann man dieses öffnet, sieht man oft nicht mehr, wie das Gerät funktioniert.
Aber das Schönste speziell an den alten Mühlen ist, dass sie umweltfreundlich sind. Angetrieben durch Wind beziehungsweise Wasserkraft, arbeiten sie völlig emissionsfrei und nutzen erneuerbare Energiequellen. Die Nutzung nicht erneuerbarer und die Umwelt belastender Energiequellen ist der Urfehler des Industriezeitalters - es liegt an uns, diesen Fehler zu korrigieren.
Der Eurovision Song Contest ist so eine Sache für sich. Früher war er ein Tummelplatz für hausbackene, altmodische Schlager, heute hat er zunehmend den Charakter einer paneuropäischen Freakshow. Und jetzt jammert halb Deutschland über das schlechte Abschneiden der No Angels.
Schon werden Stimmen laut, den ESC künftig zu boykottieren. Das ist in meinen Augen nichts anderes als das Verkriechen im Schmollwinkel - frei nach dem Motto "Bäh, schon wieder verloren, mit euch spiele ich nicht mehr!" So ein Verhalten hat doch etwas Unsportliches, oder nicht?
Und Dieter Bohlen, Cheflästermaul der deutschen Musikszene, meint es wieder einmal besser zu wissen, und stellt einen "Vier-Punkte-Plan" auf: nur ein Sänger (denn je mehr Leute singen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass einer den Ton nicht trifft), eine Melodie mit "hohem Wiedererkennungswert", mehr Kandidaten bei der Vorauswahl, neuer Abstimmungsmodus (damit Zwerge wie San Marino nicht so viel Gewicht haben wie die großen Länder).
Mir erschließt sich dabei aber irgendwie nicht, wie das die Sache besser machen soll. Und überhaupt lehnt sich da jemand, der für einige der schlimmsten Pop-Peinlichkeiten der letzten 30 Jahre verantwortlich ist, ganz schön weit aus dem Fenster, wenn er musikalische Wertarbeit einfordert. Nein, Dieter Bohlen wird den Grand Prix nicht retten. Gefragt ist vielmehr ein offeneres System, das echten Nachwuchstalenten eine Chance gibt.
Gestern ging die UN-Klimakonferenz auf Bali zu Ende. Viel Konkretes kam dabei leider nicht heraus, der Blockadehaltung von USA, Russland, China & Co. sei Dank. Es gibt anscheinend Machthaber auf diesem Planeten, die an der Rettung der Menschheit kein Interesse haben. Was würden Bush und Putin machen, wenn es zu einer Alien-Invasion käe?
Es ist sicher nicht falsch, dass Entwicklungsländer wie China oder Indien ihren Teil zum Klimaschutz beitragen müssen. Aber wir in den reichen Ländern sollten hier nicht nur fordern, sondern vor allem ihnen helfen, eine Energiewirtschaft auf nachhaltiger, erneuerbarer Grundlage aufzubauen - und selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Je mehr CO2 wir einsparen, um so besser!
Nach einem halben Jahr Pause gibt es endlich wieder frischen Senf!
Gestern habe ich die Documenta besucht. Und ich finde: es hat sich gelohnt. Sicher, es waren ein paar Werke dabei, bei denen ich mich gefragt habe "Was soll das?". Eine Performance erwies sich als uninspiriertes Daumengeschwenke. Applaus verweigert, weitergegangen. Aber vieles fand ich durchaus ansprechend und originell. Viele Arbeiten nehmen durchaus kritisch auf aktuelle Themen Bezug. Da ist das Kanisterboot, das in Wirklichkeit keinen Meter weit käme, weil voller Löcher - ein Kommentar zu dem Elend der Bootsflüchtlinge aus Afrika. Der "Phantom Truck" nimmt das Thema der "mobilen Giftgaslabore" auf, die es im Irak Saddam Husseins gegeben haben soll - und die sich dann als ein Phantom erwiesen. Und das sind nur zwei Beispiele. Ich kann gar nicht alles nennen, da ich nicht alles gesehen und bei der Fülle der Eindrücke das eine oder andere schon wieder vergessen habe.
An der modernen Kunst scheiden sich bekanntlich die Geister; es gibt hier vieles, was sich dem Betrachter nicht erschließt, oder die Frage aufwirft, wo denn hier das "Können" liegt, von woher das Wort "Kunst" doch eigentlich kommt - manches konservative Gemüt mag bezweifeln, dass es überhaupt Kunst ist. Wenn alles geht, dann geht eben auch vieles, was sich hinterfragen lässt - aber das ist gut so. Kunst muss frei sein. Mir jedenfalls sagt so manches moderne, aktuelle Kunstwerk mehr als eine ganze Gemäldegalerie voller düsterer alter Ölschinken.
Heute ist mein Thema der Klimawandel. Wer jetzt noch leugnet, dass menschliche Tätigkeiten - insbesondere die Nutzung fossiler Brennstoffe - das Klima gefährden, ist ein Lügner. Die Fakten sind erdrückend.
Es ist also an der Zeit, die Energiewende zu forcieren. Und das bedeutet: Energie sparen, wo immer es geht, und Umstellung auf erneuerbare Energiequellen, so zügig wie möglich. Hierzu gibt es keine Alternative, zumal die fossilen Brennstoffe die Eigenschaft haben, irgendwann zur Neige zu gehen. Aber so lange dürfen wir nicht mehr weitermachen, denn schon lange vorher würde uns der Klimakollaps ereilen.
Es verwundert mich wenig, dass aus diesem Anlass mal wieder die Atomsau durch das Dorf getrieben wird. Dabei stellt die Kernenergie keine gangbare Alternative dar. Die Behauptung, Kernenergie sei sauber und umweltfreundlich, ist eine Lüge, die an Zynismus kaum noch zu überbieten ist: es gibt nichts Schmutzigeres und Umweltschädlicheres als Atommüll - und eine Lösung des Entsorgungsproblems ist nicht in Sicht. Dass das Uran bei heutiger Verbrauchsrate nicht bis zum Ende des Jahrhunderts reichen würde, ist dabei fast schon Nebensache.
Ebenfalls nicht in Sicht ist die Nutzung der Kernfusion. Trotz aller Forschungsbemühungen rückt der sogenannte Break-even-point - der Punkt, an dem ein Fusionsreaktor dauerhaft mehr Energie liefert, als zu seinem Betrieb aufgewandt werden muss - immer weiter in die Ferne. Hinzu kommt, dass auch bei der Kernfusion radioaktive Strahlung freigesetzt wird. Tatsächlich fällt der größte Teil der freiwerdenden Energie in dieser Form an und ist also nicht nutzbar. Nein, Kernfusion ist und bleibt Unfug.
Saddam Hussein ist gehängt worden. Leider. Nein, ich bin kein Freund des irakischen Ex-Diktators. Er war einer der schlimmsten Verbrecher unserer Zeit, und an seiner Schuld kann nicht der geringste Zweifel bestehen. Aber: Die Todesstrafe ist grundsätzlich abzulehnen. Auch für die schlimmsten Verbrecher. Denn: sobald man diesbezüglich eine Ausnahme macht, ist der Damm gebrochen.
George W. Bush hat die Hinrichtung Saddam Husseins als einen Meilenstein auf dem Weg zu einem demokratischen Irak bezeichnet. Das ist sie ganz bestimmt nicht. Sie ist der Sieg des Rachegedankens über die Idee der Gerechtigkeit, und der Demokratisierung des Irak eher hinderlich. Sie leistet an der juristischen Aufarbeitung der Verbrechen des Saddam-Regimes einen Bärendienst. Weitere Verbrechen des Diktators können nun nicht mehr vor Gericht gebracht werden, weil der Angeklagte tot ist. Darüber hinaus wurde mit der Hinrichtung Saddam Husseins eine Art Märtyrerfigur geschaffen und neuer Hass und neue Rachegedanken gesät. Einer Stabilisierung und Demokratisiserung wird damit nicht gedient.
© 2007-2012 Jörg
Rhiemeier
Letzte Änderung: 2012-06-19